Anträge

Rede zur Ladeinfrastruktur im Emsland

Rede von Martina Pellny Kreisentwicklungsausschuss am 25. Mai 2022

Sehr geehrter Vorsitzender,
Liebe Verwaltung, und liebe Kollegen,

Bei unserem Antrag zur öffentlichen Ladeinfrastruktur für e-Autos geht es ums Klima: Gerade der wichtige Mobilitätssektor muss einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise spielen – das wissen wir alle.
Daher hat sich die Ampelkoalition im Bund neben dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und des Radverkehrs das Ziel gesetzt, die Zahl der voll-elektrischen Autos bis zum Jahre 2030 auf bundesweit 15 Millionen zu steigern (30% aller PKWs). Deutschlandweit geht man von einer Kennzahl von einem öffentlichen Ladepunkt je 15 voll-elektrisch angetriebenen PKW aus.
Dafür brauchen wir Lademöglichkeiten, um das Signal auszusenden, dass klimafreundliche Elektromobilität nutzerfreundlich und attraktiv ist. Und das heißt, auch für unser Emsland: wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass diejenigen Bürger, die von einem Benziner oder Diesel auf ein e-Auto umsteigen wollen, auch die entsprechende Infrastruktur vorfinden. Und bei den gestiegenen Energiepreisen an den Tankstellen überlegen sich viele Emsländer, genau dies zu tun. Das zeigen die Zulassungszahlen für E- und Hybrid seit Anfang 2022, die mit 48,6% an den Gesamtzulassungen fast die Hälfte ausmachen.

Wir wissen aus Studien, dass im ländlichen Raum ca. 85% der Aufladezeit entweder zuhause oder am Arbeitsplatz passiert. Nichtdestotrotz gibt es immer Restladezeiten, die die Bürger nutzen wollen oder müssen – und zwar an öffentlichen Orten: dh. während sie Einkaufen, während sie Essen gehen, während sie geschäftlich in auswärtigen Meetings sind. Oder wenn sie eine Kulturveranstaltung besuchen oder am Wochenende ein touristisches Ziel ansteuern.

Es geht hier also um eine effiziente öffentliche Ladeinfrastruktur für das Emsland: Handeln wir früh und vorrausschauend, dann kann sie zu einem Standortvorteil werden – tun wir dies nicht, dann kann sie auch schnell zu einem Standortnachteil werden.

Daher ergibt sich hier für den Kreis ein Aufgabenfeld, das es bisher so nicht gab. Bisher ist die Anzahl von e-Autos und Ladestationen überschaubar und daher – in Bezug auf Bedarf und Kapazität – gab es wenig zu koordinieren. Aber wenn wir uns vorstellen, dass wir bis 2030 für das Emsland 3960 Ladepunkte an öffentlichen Orten brauchen, dann ist das eine ganz andere Nummer! Heute haben wir 263 Ladepunkte – dh. wir brauchen mehr als das Zehnfache!! (12 Ladepunkte je 1000 Einwohner)

Wir wissen, dass der Aufbau keine originäre Pflichtaufgabe von Kommunen ist, aber selbst der niedersächsische Städtetag empfiehlt allen Kommunen und Kreisen in Niedersachen den Aufbau aktiv planerisch zu gestalten, Rahmen zu setzen und zu fördern. Wir freuen uns daher sehr, dass dieser Antrag dazu geführt hat, dass der Landkreis überlegt, zusammen mit der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ein Ladeinfrastrukturkonzept zu erstellen, und vielleicht sogar Modelllandkreis im Rahmen dieser Beratung wird.

Also: Es geht um vorausschauendes Handeln und Koordinieren.
Konkret bedeutet das: Wo sollen zusätzliche öffentliche Ladesäulen errichtet werden – und wie viele benötigen wir wo? Dabei gilt es abzuwägen: öffentliche Parkhäuser versus Parkfreiflächen, Veranstaltungshallen, Kunst- und Kulturstätten, Spielplätze, Parks, Schulen. Welche Supermärkte werden Ladestationen planen, welche Gaststätten? Für Ladeninhaber in den Innenstädten ist es ein Standortvorteil, wenn Ladestationen in der Nähe sind.

Bei der Auswahl von Parkfreiflächen sollte direkt die Errichtung von PV-Anlagen quasi als Dächer der Parkplätze mitgedacht werden, wie es in vielen Ländern schon gemacht wird.

Eine gut durchdachte Infrastrukturplanung bedeutet auch: Wir holen die Wirtschaft, die Betreiber von Läden und Gewerbe, die Betreiber von carsharing, die Einwohner mit ins Boot und sorgen mit einem guten Zeitplan, dass der Ausbau nicht an Kapazitätsgrenzen stößt. Denn das ist, was wir NICHT wollen: das uns die Stadtwerke oder die Netzbetreiber irgendwann sagen: was ihr Euch vorstellt ist nicht möglich.

Wir müssen uns die Dimension klar machen: am Ende wird das Tankstellenkonzept, so wie wir es heute kennen, Geschichte sein: dh wir fahren nicht mehr an einen Ort, sondern wir laden zuhause und im öffentlichen Raum an dezentralen Punkten – und mit verschiedenen Geschwindigkeiten, je nachdem wo wir Parken. Die Tankstellenbetreiber werden sich auch umstellen, dh. sie sind eine der ersten, mit denen wir sprechen müssen.
((Ökonomisch ist es sinnvoller wenn an alten Tankstellen ein re-powering stattfindet (allerdings werden die Nutzer dann auch Angebote wollen, was sie in der Zeit der Ladung dort machen…nicht alle nutzbar…))
Der Kreis könnte hier eine Koordinationsfunktion zwischen den verschiedenen Akteuren wahrnehmen und eine bedarfsgerechte Verfügbarkeit in allen Kommunen des Emslandes im Auge behalten, sowie auch den grenzüberschreitenden Verkehr nach Holland mitbedenken.
Mit dem Standort von Ladestationen kann man auch Verkehr lenken, dh wo die Ladestationen sind, wird der Parkverkehr hingehen. Dh wir können damit auch lenken, wo wir KEINE Verkehrszunahme wollen.
Eine solche Planung sollte auch mit den Cluster-Ausschreibungen auf Bundesebene für Schnelllade-Hubs im öffentlichen Raum koordiniert werden, um einen guten Mix herzustellen.
Und zuletzt – bei der Gesamtplanung müßte die Leistungsfähigkeit des Verteilernetzes berücksichtigt werden. Damit sind die Akteure der Energiewirtschaft und die kommunalen Stadtwerke in die Planung miteinzubeziehen.
Liebe Kolleg*Innen, der für den Klimaschutz so wichtige Ausbau der Elektromobilität darf im Emsland nicht an schlecht geplanten Lademöglichkeiten scheitern. Wir freuen uns daher sehr, dass unser Antrag inhaltlich im Beschlussvorschlag wiederzufinden ist, bzw. dass wir durch unseren Antrag die Fortschreibung des bestehenden Konzeptes angeregt haben und das Emsland vielleicht sogar Modellregion wird. Der Fachausschuss der Stadt Lingen hat dem Antrag von Bündnis 90/ Die Grünen zur Erstellung eines Konzeptes bereits zugestimmt, so dass auch hier gut kooperiert werden kann.
Vielen Dank – Wir werden dem Beschlussvorschlag zustimmen.

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