Anträge

Antrag: Machbarkeitsstudie „Kümmerer-Konzept“

Begründung:
Hintergrund
Am 22.09.2021 hat der Landkreis Emsland im Ausschuss für Arbeit, Soziales und
Integration seinen Pflegebericht vorgestellt. In diesem Bericht wird attestiert:
„Die Auswirkungen des demografischen Wandels mit einer steigenden Anzahl
älterer und hoch betagter Menschen in der Bevölkerung machen sich auch im
Landkreis Emsland (zunehmend) bemerkbar. Parallel nehmen altersassoziierte
Erkrankungen deutlich zu, was zwangsläufig mit einer erhöhten Inanspruchnahme
medizinischer und pflegerischer Leistungen verbunden ist.
Diese Entwicklung wird sich mit Blick auf die geburtenstarken Jahrgänge in den
kommenden Jahren weiter fortsetzen. Dabei zeigen sich zunehmend Bedarfe,
die insbesondere die Schnittstellen zwischen stationärer und ambulanter medi-
zinischer und pflegerischer Versorgung betreffen.
Gleichzeitig stehen dem Arbeitsmarkt durch die geburtenschwächeren Jahr-
gänge weniger Menschen zur Verfügung, die für eine medizinische oder pflegeri-
sche Tätigkeit überhaupt in Betracht kommen. Insofern stehen wir auch im
Landkreis Emsland vor der Herausforderung, ärztlichen und pflegerischen
Nachwuchs zu gewinnen und parallel unterstützende Angebote zu installieren.“
Zusammengefasst haben wir im Emsland eine demographische Entwicklung, die:
1) zu höheren Zahlen in der zu pflegenden Bevölkerung führen wird;
2) jetzt schon in einigen Gemeinden zu einem Ärztemangel geführt hat;
3) jetzt schon in einigen Gemeinden zu einem Mangel an qualifizierter Pflege
führt.Dies ist ein Dreiklang, dem es durch innovative und kreative Konzepte entgegen-
zuwirken gilt. Wir müssen die Pflege hier vor Ort zukunftssicher machen.
Gleichzeitig zeigt der Landespflegebericht Niedersachsen 2020 (in 2021 er-
schienen), dass im Emsland die häusliche Pflege vorrangig praktiziert wird. Das
ist grundsätzlich auch zu begrüßen – im Alter so lange wie möglich stabil in den
eigenen vier Wänden zu bleiben, ist der Wunsch vieler Emsländer*Innen.
Dafür brauchen wir eine bessere Unterstützungsstruktur. Im Emsland sind es
vor allem die weiblichen pflegenden Angehörigen, die eine hohe Last tragen – und
quasi der größte Pflegedienst der Region sind. Diese benötigen professionelle
Unterstützung und Begleitung um die Herausforderungen und Bedürfnisse, die so
eine Pflegesituation mit sich bringt zu bewältigen. Gerade an der Schnittstelle
zwischen den ambulanten Pflegediensten, den Hausarztpraxen, und den Patienten
mit pflegenden Angehörigen kann vieles optimiert werden.
Der Landkreis Emsland hat eine Reihe von Strukturen bereits aufgebaut und
hier besonders das wichtige Ehrenamt gestärkt. Für die Herausforderungen, vor
denen wir jetzt stehen, brauchen wir aber eine echte Pflegewende, mit der
Schaffung von hauptamtlichen, kommunalen Strukturen und Fachkräften.
Die Lösung für die Schaffung, solcher qualifizierten, hauptamtlichen Fachkräfte
auf kommunaler Ebene haben wir vor Ort: Die Hochschule Osnabrück/ Campus
Lingen bildet seit 10 Jahren Fachkräfte im Bachelor Studiengang Pflege (B.Sc.)
dual aus.Die Absolventen des Studiengangs Pflege (B.Sc.) dual werden für die Interaktion
mit Patienten und auch Angehörigen qualifiziert und verfügen über die Kompe-
tenz z.B. zur Stabilisierung des häuslichen Settings Pflegeberatungen durchzu-
führen und als Kümmerin bzw. Kümmerer in der Familie oder auch auf kommuna-
ler Ebene aktiv zu sein. Und zwar passgenau – so wie es die soziale und medizini-
sche Situation der zu Pflegenden benötigt und auch mit Blick auf die Angehöri-
gen.
Wir sollten diesen „Schatz“ für das Emsland heben und Absolventen, die bereits
im Emsland sind, gezielt halten und ihnen Karrierechancen bieten. Leider finden
viele Absolventen keine ihrem Qualifizierungsgrad entsprechende Arbeitsange-
bote, und wandern vermehrt nach NRW oder in andere Bundesländer ab. Es geht
um Kompetenz in der Pflege und nicht nur um „Hände“ – nur so ist die Pflegewen-
de zu schaffen.
Machbarkeitsstudie „Kümmerer-Konzept“
Laut Pflegebericht des Landkreises Emsland vom 22.09.2021, muss es Ziel sein,
„die Ressourcen der professionellen Pflege durch den Einsatz und die Unter-
stützung niedrigschwelliger Strukturen der Selbsthilfe zu schonen und zielge-
richtet einzusetzen. Hierfür müssen ortsnah Netzwerke in den Städten, Ge-
meinden, Ortsteilen geschaffen und vermutlich auch hauptamtlich begleitet
werden. Einige Gemeinden haben sich hier bereits auf den Weg gemacht und die
Familienzentren um die Seniorenarbeit ergänzt bzw. „Kümmerer“ für solche
Netzwerke eingestellt.“Wir möchten diesen Ansatz weiter aufgreifen, und konkret eine Machbarkeits-
studie vorschlagen, die in bis zu 4 Pilotgemeinden des Emslandes das Kümmerer-
Konzept für seine Umsetzung untersucht.
Was ist das Kümmerer-Konzept?
Die Kümmerer*innen sind:
• physische Ansprechpartner*innen vor Ort (auf kommunaler Ebene/ im kommu-
nalen Umfeld),
• haben eine Steuerungsfunktion inne und
• koordinieren das analoge Gesundheitsmanagement, sowie helfen bei der digita-
len Kommunikation mit der Pflegeversicherung oder anderen Institutionen.
Die Aufgaben sind:
• Ermittlung von Bedarfen bei der Zielgruppe (präventive Hausbesuche),
• Vermittlung an Dienstleistungen und
• Koordination der niederschwelligen Versorgung durch ehrenamtliche Hel-
fer*innen.
Qualifikation: akademisch qualifizierte Pflegepersonen (Bachelorniveau)Durch die enge Unterstützung der Seniorinnen und Senioren sowie ihrer Ange-
hörigen durch die Profession Pflege, hier der akademisch qualifizierten Pflege-
fachkraft, wird eine neue Versorgungskultur geschaffen. Sie führt zu einer Ent-
lastung bei allen Professionen im Gesundheitswesen, den Ärzten und den Pflege-
diensten, arbeitet aber eng mit ihnen zusammen
Mit freundlichem Gruß
Birgit Kemmer
Fraktionsvorsitzende

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